Kreisbauernverband Jahreshauptversammlung

/ Februar 10, 2023

Am 3. Februar sprach ich auf der Jahreshauptversammlung des Kreisbauernverbands Biberach- Sigmaringen in Neufra ein Grußwort. Ich hab mich darüber sehr gefreut, konnte ich doch unsere Gemeinsamkeiten betonen und unseren erfolgreichen Weg zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft betonen.

Hier können Sie mein Grußwort nachlesen (es gilt das gesprochene Wort).

Sehr geehrter Herr Endriss, Kreisvorsitzender des Bauernverbands,

Herr Kreeb, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands,

Frau Härle, Vorsitzende Landfrauen,

Herr Glaser, Landrat Biberach,

Herr Schafft, Bürgermeister Riedlingen,

Frau Schulze-Bockeloh, Vizepräsidentin des Dt. Bauernverbands,

Ich freue mich sehr, dass ich heute hier bei Ihnen ein Grußwort halten darf.

Die Welt ist im Wandel: ein Krieg in der Ukraine, das Artensterben, der Klimawandel – mit diesem Wandel müssen wir mitgehen, denn stehen bleiben, bedeutet Rückschritt.
Wandel bedeutet aber immer auch Veränderung: bei uns persönlich, (niemand kann sich ein Leben ohne Handy noch vorstellen), in der Politik, (die Flut an neuen Bestimmungen versucht, mit dem Wandel mitzuhalten) und natürlich auch in der Landwirtschaft.

Wie dieser Wandel gestaltet werden kann, darüber gibt es ganz unterschiedliche Vorstellungen und ganz unterschiedliche Interessen.

Im Gegenteil – wir müssen gemeinsam Lösungen finden, die allen Interessen gerecht werden – über die Verbände- und Parteigrenzen hinweg!

In Baden-Württemberg haben wir bereits einen beispielhaften und bundesweit vielbeachteten Dialog-Prozess zwischen Landwirtschaft und Naturschutz begonnen, der im Jahr 2020 schließlich in das Biodiversitätsstärkungsgesetz mündete. In diesem Gesetz wird deutlich, dass alle gemeinsam für den Artenschutz, für die landwirtschaftliche Produktionsweisen und den Erhalt unser Lebensgrundlagen verantwortlich sind!

Ein Teil dieses Gesetzes ist der darin festgeschriebene „Gesellschaftsvertrag“, den unser Ministerpräsident Kretschmann anregte. Im Herbst letzten Jahres startete nun der „Strategiedialog Landwirtschaft“, um zu einem solchen „Gesellschaftsvertrag“ zu kommen.

Denn wir alle wollen unsere Ernährung sichergestellt wissen, wir alle wollen kein Tierleid, wir alle wollen die Artenvielfalt und unsere Kulturlandschaft erhalten und wir alle wollen eine saubere und eine ausreichende Energieversorgung!

Der Strategiedialog hat zum Ziel, die kleinstrukturierte, bäuerliche Landwirtschaft in Baden-Württemberg zu erhalten, die biologische Vielfalt in unserer Kulturlandschaft zu stärken, angemessene und faire Bezahlung für landwirtschaftliche Erzeugnisse zu ermöglichen und regionale Produkte zu fördern! – Eben einen Gesellschaftsvertrag zu vereinbaren!

In Arbeitsgruppen werden sich nun bis zum Herbst 2024 über 50 Akteure miteinander zu verschiedenen Themen beraten – von Aldi Südwest bis zu FridaysForFuture, von den Bauernverbänden über die Gastronomie bis hin zu den Universitäten. Sicher wird es in diesen Gesprächen auch darum gehen, zu überlegen: was kann ich an meinem Platz tun!

Auch die Bürger:innen wurden bereits über ein Bürgerforum mit 50 Zufallsbürgern in den Dialog-Prozess mit einbezogen. Vor kurzem stellte das Forum seinen Ergebnisbericht vor – er ist auf der Homepage des Staatsministeriums zu finden.

Den besten Weg für die Umsetzung dieser Transformation müssen wir gemeinsam finden: im Dialog, durch Interessenabwägung, mit Hilfe von Kompromissen und unter Berücksichtigung regionaler Bedingungen.
So sind wir Grünen in BW auch der Meinung, dass die Vorschläge für die neue Verordnung zur Reduzierung und nachhaltigen Verwendung von Pestiziden der EU-Kommission überarbeitet werden müssen!

Denn das vorgeschlagene Verbot des Einsatzes jeglicher Pflanzenschutzmittel in allen sensiblen Gebieten würde das Aus vieler Betriebe, auch ökologisch geführter Betriebe, bedeuten und einen deutlichen Rückgang der Produktion von Wein, Obst, Beeren und Gemüse zur Folge haben.

Da wir hier ohnehin schon einen niedrigen Selbstversorgungsgrad in Baden-Württemberg haben, würden sich die Abhängigkeiten von Importen weiter erhöhen. Und das ist nicht in unserem Sinne!
Deshalb muss das Verbot jeglicher Pflanzenschutzmittel in allen Schutzgebietskategorien überdacht werden. Wir Grünen in der Landtagsfraktion haben deshalb unsere Ziele und Anregungen im Januar in einer Resolution festgehalten, die Ihnen vielleicht bekannt ist und die unser viel gelobtes Biodiversitätsstärkungsgesetz als Grundlage hat.Es gäbe noch viele Themen und Herausforderungen anzusprechen, z. B die Förderung des Umbaus von Ställen zu Gunsten von mehr Tierwohl.

Aber ich möchte noch kurz auf meinen Arbeitsschwerpunkt auf Landesebene eingehen, nämlich auf die Aus- und Fortbildung in den grünen Berufen. Denn auch hierbei müssen junge Landwirt:innen, aber auch Gärtner:innen oder Winzer:innen, auf die neuen Herausforderungen vorbereitet werden.

Themen wie Ökolandbau, Nachhaltigkeit, Tierwohl, Digitalisierung, regionale Vermarktung und Kreislaufwirtschaft, Biodiversität und Klimaanpassung, müssen in der Berufsausbildung und Fortbildung einen größeren Stellenwert einnehmen!

Damit können wir nicht nur die Attraktivität für die grünen Berufe erhöhen, wir geben den jungen Menschen auch eine Perspektive für die Zukunft – wie Frau Schulze-Bockeloh dies mit dem Begriff „Zukunftsbauer“ beschrieben hat.

In Baden-Württemberg haben wir uns diesbezüglich bereits auf den Weg gemacht und die Lehrpläne für die Fachschulen an die Herausfordungen angepasst.

Für einen Wandel in der Dualen Ausbildung, die ja bundesweit organisiert wird, habe ich in Berlin wichtige Anstöße auf Regierungsebene, auf Landtags- und Verwaltungsebene und bei den betroffenen Verbänden geben können.

Mir ist es zudem wichtig, den Lernort Bauernhof zu stärken! Als eine Möglichkeit, bei Kindern, aber auch bei deren Eltern, Lehrerkräften und Erzieher:innen und (wie ich aus eigener Erfahrung weiß) auch bei Großeltern, das Bewusstsein für die Bedeutsamkeit der Landwirtschaft in unserer Gesellschaft zu schärfen.

Diese Bemühungen unterstützen die regionale Vermarktung, das Verständnis für angemessene Lebensmittelpreise, das Wissen um landwirtschaftliche Zusammenhänge und sie stärken letztlich auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt!
Deshalb haben wir zwar nicht im Haushalt, aber mithilfe von Fraktionsmitteln meiner Fraktion, für zwei Jahre je 50.000 Euro zur Verfügung gestellt, damit die Anbieter des Lernort Bauernhof in einem Modell-Projekt nun auch Besuche von Vorschulgruppen aus dem Kindergarten abrechnen können! Denn aus dem Bildungsbereich wissen wir: auf den Anfang kommt es an!
Lassen Sie uns also gemeinsam mit Mut, Leidenschaft und Zuversicht einen erfolgreichen Weg zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft beschreiten! Danke.

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