Im Beisein von Ministerialdirektor Berthold Frieß, von Sauldorfs Bürgermeister Wolfgang Sigrist und zahlreicher weiterer Ehrengäste ist am 1. Mai 2022 der reaktivierte Bahnhaltepunkt Sauldorf-Bichtlingen feierlich wiedereröffnet worden.
50 Jahre nach der Stilllegung hielt erstmals wieder ein Personenzug! Gleichzeitig startete die 2021 reaktivierte „Biberbahn“ Stockach – Meßkirch – Mengen in ihre zweite Saison.
Berthold Frieß, Amtschef des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg, würdigte das unermüdliche Wirken aller Beteiligten und betonte, dass der reaktivierte Bahnhaltepunkt ein weiterer Höhepunkt des Ausbauprogramms für die Ablachtalbahn Stockach – Mengen sei: „Der Stilllegungstrend von Schienenstrecken ist zum Glück vorbei. Die Region ist Vorreiter in Sachen Reaktivierung brachliegender Strecken und hat den Stellenwert ihrer Bahnverbindung erkannt. Der neue Bahnhaltpunkt rundet dieses Engagement ab. Der Erfolg hat viele Mütter und Väter und Ihnen allen danke ich herzlich für ihren Einsatz für nachhaltige Mobilität!“ Die große Verbundenheit mit der Bahn und das Interesse an einem planmäßigen Personenzugverkehr unterstrich Sauldorfs Bürgermeister Wolfgang Sigrist: „Für die Gemeinde war der neue Bahnhaltepunkt Bichtlingen ein lang ersehnter Wunsch. Mit der tatkräftigen und zeitnahen Sanierung des Bahnsteigs zeigen wir, dass die örtliche
Bevölkerung voll hinter dem Projekt „Ablachtalbahn“ steht. Wir setzen große Hoffnungen nicht nur auf den Ausflugsverkehr, sondern auch auf eine Reaktivierung des planmäßigen Personenverkehrs auf der Strecke.“
Als Vertreterin des Fördervereins Ablachtalbahn e.V. bedankte sich MdL Andrea Bogner-Unden bei allen Beteiligten für das erfolgreiche Engagement: „Seit vielen Jahren haben wir uns für die Bahn eingesetzt. Seit 2020 wurde hier großartiges geleistet: Durch die weitsichtigen Entscheidungen der Kommunen Meßkirch und Sauldorf, die die Strecke gekauft haben und seither erfolgreich in Eigenregie betreiben, aber auch durch den unermüdlichen Einsatz der nebenberuflichen Eisenbahnbetriebsleiter und vieler ehrenamtlicher Helfer des Vereins wurde die Strecke aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt.“ Und der 1. Vorsitzende des Fördervereins, Severin Rommeler, ergänzte: „Die Wiederinbetriebnahme der Bahn verbessert die Lebensqualität immens, da sie eine attraktive und umweltfreundliche Alternative zum Auto bietet. Wir hoffen, dass hier einmal Züge auf der Achse zwischen Donau und Bodensee fahren – das ist unsere Motivation, warum wir uns mit vielfältigen Arbeiten, zum Beispiel bei der Biberkontrolle an Bahndämmen oder bei der Begleitung und Bewerbung der Ausflugszüge engagieren.“
Als Bahn-Eigentümer ist Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick stolz auf das Erreichte: „Der Bahnverkehr ist nicht nur touristisch oder nostalgisch begründet. In Zeiten von Klimaschutz und notwendiger Verkehrswende wird Schienenverkehr wieder wichtiger, gerade auch im ländlichen Raum. Mit der Übernahme der Bahnstrecke haben wir die Weichen in die Zukunft gestellt.“
Frank von Meißner, Eisenbahnbetriebsleiter und technischer Leiter des kommunalen Eisenbahninfrastrukturunternehmens, sieht mit der Inbetriebnahme des Haltepunkts Bichtlingen einen weiteren Meilenstein in der Aufwertung der Ablachtalbahn: Die Ausflugszüge 2021 waren mit rund 400 Fahrgästen pro Tag ein voller Erfolg; auch im Güterverkehr geht das Aufkommen deutlich nach oben, so fahren zum Beispiel zwei Mal wöchentlich schwere Zementzüge von der Alb in die Schweiz über die Ablachtalbahn und entlasten damit das dicht belegte DB-Streckennetz. Diese Erfolge geben uns Recht und sind Ansporn, hier nicht nachzulassen, sondern weiter an einem planmäßigen Personenverkehr zu arbeiten: Hierzu ist gerade eine Machbarkeitsstudie in Arbeit, deren Ergebnisse Ende des Jahres vorliegen sollen.“
Freizeitzüge fahren ab sofort wieder
Unter dem Namen „Biberbahn“ ermöglichen die Freizeitzüge ab sofort immer sonn- und feiertags bis zum 16. Oktober 2022 Ausflüge in die Region zwischen Bodensee und Oberschwaben. Die Ausflügler können damit zum Beispiel zum Campus Galli fahren, einer spannenden Klosterbaustelle wie zu Zeiten des Mittelalters. Die Gemeinden entlang der Strecke laden zu kulturellen und kulinarischen Erlebnissen ein. In vorchristliche Zeit führt ein Besuch des Keltenmuseums Heuneburg. Geheimtipp ist das Naturschutzgebiet Sauldorfer Seenplatte, ein Paradies für Zugvögel und viele seltene Tierarten. Aber auch für die einheimische Bevölkerung ergeben sich damit beste Verbindungen in Richtung Bodensee nach Radolfzell (mit Umstieg in Stockach).
Die Fahrradmitnahme ist in den Zügen kostenlos, Wege entlang der Strecke laden zum Entdecken der Landschaft ein. Wanderungen und Führungen, auch auf den Spuren der Biber, runden das Angebot ab. An vielen Stellen erhalten Bahnreisende gegen Vorlage eines gültigen Tagestickets eine Vergünstigung.
Nähere Infos und Fahrpläne unter www.biberbahn.de.