Am 28. September 2023 durfte ich im Rahmen meines zweiwöchigen BOGY-Praktikums die Grüne Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden MdL interviewen.
Sie ist die direkt gewählte Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Sigmaringen. Das Interview ist in der DU-Form. Hintergrund ist, dass ich gleich am ersten Tag das DU von Andrea Bogner-Unden MdL angeboten bekommen habe, so wie es innerhalb der Grünen Partei üblich ist.
Patrick Nolle: Wie geht es dir heute?
Andrea Bogner-Unden MdL: Mir geht es gut, zurzeit ist aber alles etwas stressig.
Patrick Nolle: Hast du ein Lebensmotto?
Andrea Bogner-Unden MdL: Das leben muss einfach Sinn machen. Alle Abläufe müssen einen bestimmten Grund haben, um Sinn zu ergeben.
Patrick Nolle: Wie waren die letzten zwei Tage für dich im Stuttgarter Landtag?
Andrea Bogner-Unden MdL: Eigentlich so wie immer, die Zeit ist immer voll mit Terminen. Wir hatten spannende Themen zu besprechen, auch sehr kontroverse Themen, die von der Tagesordnung aber leider abgesetzt worden.
Patrick Nolle: Bist du wieder glücklich im Wahlkreis zu sein?
Andrea Bogner-Unden MdL: Ja, ich freue mich immer. Die Stadt ist für mich Pflicht, da versucht man die zwei bis drei Tage so effektiv wie möglich zu gestalten. Wenn ich aber hier bin, geht alles ein bisschen ruhiger zu. Der Wahlkreis ist einfach meine Heimat, wo ich mich am wohlsten fühle.
Patrick Nolle: Was sind deine persönlichen Stärken und Schwächen?
Andrea Bogner-Unden MdL: Meine Stärken sind, dass ich sehr ausdauernd an Themen dran bin. Ich verfolge meine Ziele konsequent und kann gut mit Kolleginnen und Kollegen verhandeln. Und ich weiß, dass ich nicht alles weiß. Deswegen denke ich, dass ich sehr kollegial bin. Meine Schwäche ist, dass ich nicht sehr geduldig bin.
Patrick Nolle: Was ist deine persönliche Halbzeitbilanz von der Landesregierung?
Andrea Bogner-Unden MdL: Wir bemühen uns sehr, den Koalitionsvertrag von 2021 abzuarbeiten. Da wo meine Themen sind, bin ich auch ganz intensiv dran. Wir scheitern momentan an der Bürokratie, über die ich auch manchmal stolpere und einfach nicht verstehe, warum manche Dinge so langsam vorangehen oder nicht funktionieren.
Patrick Nolle: Hast du noch irgendwelche Ziele im Leben?
Andrea Bogner-Unden MdL: Ich darf ganz ehrlich sagen, ich habe bis heute ein Wunderbares Leben gehabt. Ich habe meine vier Kinder großgezogen, ich habe meine Enkel. Das läuft alles so wunderbar glatt, dafür bin ich meinem lieben Gott total dankbar. Das ist ein ganz wichtiger Bereich in meinem Leben. Dass ich jetzt noch Abgeordnete geworden bin, habe ich jetzt einfach als Zusatzaufgabe angenommen. Ich war schon vorher mit meinem Leben zufrieden. Aber ich bin zufrieden, vor allem, wenn ich noch ein paar schöne Jahre mit meinem Lebensgefährten und den Kindern habe: vielleicht noch ein bisschen mehr Ruhe, mehr Bücher lesen und mich mit anderen Themen als Politik, zum Beispiel Kunst und Kultur befassen.
Patrick Nolle: Gibt es noch irgendwelche Projekte in der Region die dir wichtig sind?
Andrea Bogner-Unden MdL: Also mir sind alle Projekte in der Region wichtig, die begleite ich dann auch immer. Wir haben jetzt die Baufeier des MINT-Exzellenzgymnasiums, das ich mit Hilfe des Ministerpräsidenten umsetzen konnte, oder die Reaktivierung der Ablachtalbahn, die wieder fährt. Da hat man zu mir immer gesagt, lass die Finger davon, das ist ein viel zu dickes Brett. Dann habe ich halt gedacht, ich mache entweder den Bohrer kräftiger oder hobele das Brett schmaler. Und am Ende hat es funktioniert.
Patrick Nolle: In welchen Aspekten muss die Landesregierung sich derzeit noch verbessern?
Andrea Bogner-Unden MdL: Also im Moment ist das Wechselspiel der Bund- Länderpolitik in Bezug auf Flüchtlinge ein Problem, da sollten wir möglichst schnell Lösungen finden, speziell auch für die Kommunen. Ich persönlich gehöre zu den Menschen, die gerne die Menschenrechte für alle auf dieser Welt beibehalten würden, also auch für Menschen, die zu uns kommen. Wir brauchen abermehr Regelung und Ordnung vonseiten des Bundes, des Landes und der Kommunen. Dazu gehört ein leichterer Zugang zu Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie eine ausreichende soziale und psychologische Betreuung für die hier ankommenden Flüchtlinge. Dies wird helfen, damit Kriminalität, Verhaltensauffälligkeiten und negative Auswirkungen für unsere Bürgerinnen und Bürger vermieden werden können. Außerdem brauchen wir mehr Kindergarten- und Schulplätze sowie mehr Unterstützung für die Kommunen.
Was mir große Sorgen bereitet ist der Rechtsruck in der Gesellschaft. Überhaupt die Veränderungen in unserer Gesellschaft, auch diese Werteveränderung, die zurzeit stattfindet. Bis vor zehn Jahren wollte man eigentlich noch ein guter Mensch sein, und dann hieß es plötzlich „Gutmensch“ sei ein Schimpfwort. Dann frage ich mich, was sollen wir denn sein. Die Kommunikation untereinander lässt einfach nach. Und das sind einfach so Dinge, die sehe ich mit großen Sorgen.
Patrick Nolle: Vielen Dank für deine Zeit und deine ausführlichen Antworten zu meinen Fragen.
Andrea Bogner-Unden MdL: Kein Problem, immer wieder gerne.