Am vergangenen Freitag fand auf Einladung des Kreisverbands Sigmaringen von Bündnis 90 / Die Grünen eine weitere Informationsveranstaltung zur Reaktivierung der Ablachtalbahn in Mengen statt.
Ralf Derwing von der „Initiative Bodensee-S-Bahn“ (IBSB) stellte in seinem Vortrag die Potentiale durch die Reaktivierung der Ablachtalbahn und die damit einhergehende bessere Anbindung an den Bodensee vor: für den Tourismus, den Personennahverkehr sowie den Güterverkehr. Die Initiative mit Sitz in Kreuzlingen, setzt sich für die Förderung eines attraktiven Nahverkehrs im Bodenseeraum, für grenzüberschreitende Bahnverbindungen und die Verbesserung der Bahninfrastruktur ein.
Die Ablachtalbahn wurde, wie viele andere Regionalstrecken, in den 70er-Jahren stillgelegt. Nach der Übernahme der Strecke durch die Firma Tegometall in den 80er Jahren, wurde der nördliche Abschnitt zwischen Stockach und Mengen wieder für den Güterverkehr genutzt und dadurch vor dem endgültigen Verfall gerettet. 1996 wurde der südliche Abschnitt zwischen Radolfzell und Stockach für den Schienenpersonennahverkehr reaktiviert und wird seither unter dem Namen „Seehäsle“ erfolgreich betrieben.
Die Vorschläge der IBSB sehen den Ausbau in mehreren Schritten vor: Zunächst muss der seit 2018 bestehende Biberschaden behoben und der Bahndamm nachhaltig gegen neue Beschädigungen gesichert werden. In einem ersten Schritt soll dann die Personenbeförderung auf der Strecke, nach dem Vorbild der „Räuberbahn“ bei Pfullendorf, an Sonn- und Feiertagen stattfinden. In der Folge soll der Schienenpersonennahverkehr auf dem nördlichen Abschnitt der Ablachtalbahn nach und nach erweitert und mit dem „Seehäsle“ ab Stockach verknüpft werden. Auch der Güterverkehr soll mittelfristig gestärkt und damit die Straßen im Landkreis sowie die Bodenseegürtelbahn entlasten. Langfristig ist auch die Nutzung der Ablachtalbahn für den Fernverkehr denkbar. So wäre perspektivisch eine IRE-Verbindung von Ulm nach Zürich mit Haltestellen in Meßkirch und Stockach vorstellbar. Die ebenfalls diskutierte Reaktivierung des zurückgebauten Streckenabschnitts Krauchenwies-Sigmaringen biete zwar für das Fahrgastaufkommen, insbesondere im Schul- und Ausbildungsverkehr nach Sigmaringen, große Potentiale, ergänzte Derwing, allerdings wäre der Wideraufbau auch mit erheblichen Kosten verbunden. Nichts desto trotz muss die Ablachtalbahn mit ihrem überregionalen Potential für den Schienenverkehr erkannt und entsprechend gewürdigt werden.
Die ebenfalls anwesende Grüne Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden unterstützt die Reaktivierung der Ablachtalbahn. Bereits vor einem Jahr hat die Sigmaringer Landtagsabgeordnete gemeinsam mit Ralf Derwing dem Verkehrsminister Winfried Hermann die Pläne für die Ablachtalbahn vorgestellt. Der Verkehrsminister unterstützt grundsätzlich die Reaktivierung und hat zuletzt im September 2019 bei seinem Besuch in Mengen der Ablachtalbahn große Potentiale bescheinigt. Allerdings wird das Land nur investieren, wenn auch aus unserer Region ein klares Bekenntnis zur Ablachtalbahn kommt. Derzeit werden in einer landesweiten Machbarkeitsstudie die Potentiale der Ablachtalbahn sowie weiterer stillgelegter Strecken im Land detailliert erhoben. Bogner-Unden betonte, dass sie in einem engen und konstruktiven Austausch mit Frau Landrätin Bürkle, Herrn Verbandsdirektor Franke vom Regionalverband Bodensee-Oberschwaben sowie den Bürgermeistern entlang der Ablachtalbahn stehe, insbesondere zu der Frage einer kommunalen Trägerschaft der Ablachtalbahn.
Aktuell würden dafür verschiedene Varianten geprüft.
Bürgermeister Stefan Bubeck fasste seine Äußerungen zur Ablachtalbahn wie folgt zusammen: Auch in einem schwarzen Bürgermeister kann ein grünes Herz schlagen. Die Stadt Mengen stehe zu ihrem politischen Ja zur Ablachtalbahn. Ohne konkrete Zahlen gäbe es aber keine Grundlage für eine seriöse, bindende Entscheidung der Stadt. Zusammen mit Andrea Bogner-Unden war er sich aber einig, dass diese Zahlen im Laufe des nächsten Frühjahrs vorliegen.
Klaus Ernst Harter, Kreisvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen bedankte sich bei Ralf Derwing und den Anwesenden mit der Bitte, weiter – auch über Parteigrenzen hinweg – für das Anliegen zu werben. Es gäbe jetzt ein einmaliges Zeitfenster zur Verwirklichung des Vorhabens.