Auf Einladung meines Kollegen Hans-Peter Behrens besuchte ich, gemeinsam mit vier weiteren Kolleg*innen meiner Fraktion, vom 24. bis 25. Juni den Landkreis Baden-Baden/Bühl.
Dabei stand der Besuch ganz im Zeichen des Kennenlernens des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord sowie dem Austausch mit Vertreter*innen aus Wald, Forst und Landwirtschaft vor Ort.
Der Tag begann morgens auf dem Hofgut Aspichhof in Ottersweier, wo unter der Geschäftsführung von Dr. Ewald Glaser und Betriebsleitung von Sohn Simon nicht nur Landwirtschaft und Weinbau betrieben und die Erzeugnisse im eigenen Hofladen verkauft werden, sondern auch um die 30 Menschen mit Handicap arbeitstherapeutisch betreut werden.
Das Interesse unserer Besuchergruppe bestand aber hauptsächlich im Humus-Projekt des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord. Dieses findet auf dem Aspichhof erfolgreich Anwendung. Aber warum braucht es dieses Projekt? Dazu meinte Betriebsleiter Simon Glaser:
"Humusreiche Böden haben viele Vorteile: Sie speichern Wasser und Kohlenstoff. Außerdem wirkt die krümelige Struktur stabilisierend im Erdreich. All das ist wichtig in Zeiten des Klimawandels mit immer mehr Wetterextremen. Und davon profitiert am Ende auch die Landwirtschaft."
Weiter ging es zur circa 15 Minuten entfernten Geschäftsstelle des Naturparks in Bühlertal. Hier erhielten wir zum Mittagessen regionale Köstlichkeiten der "Wilden Sau", hochdeutsch: Wildschwein. Seit 2020 baut der Naturpark mit Förderung des Landes Baden-Württemberg in einem Pilotprojekt ein Netzwerk aus Metzgern, Jägern und Naturpark-Wirten auf. Ziel des Projektes mit dem markigen Namen "Wilde Sau" ist die Bewältigung verschiedener aktueller Herausforderungen. Dazu gehören eine Überpopulation an Schwarzwild, das schlechte Image der Jagd an sich sowie die geringe Wertschätzung regionaler Wertschöpfungsketten. Meine Kolleg*innen und ich sind auf jeden Fall vom Konzept überzeugt.
Nach dem leckeren Mittagsimbiss durften wir uns über die Präsentation verschiedener weiterer Projekte des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord freuen. Dazu gehörten beispielsweise das von Mirjam Schöbe geleitetet Projekt "Blühende Weinberge", bei dem Winzer*innen dabei unterstützt werden sollen, die Artenvielfalt in ihren Weinbergen zu erhöhen. Aber auch die Umweltbildung für die Jüngeren kommt beim Naturpark nicht zu kurz. Dazu Michael Seefeld, Projektmanager Klimapädagogik:
"Mit dem Klima-Kochtheater, als Naturparkdetektive oder auf unseren zahlreichen Erlebnispfaden lernen Kinder und Jugendliche schon früh und ganz nebenbei, wie sie mit unserer Natur und den Ressourcen achtsam umgehen können"
Insgesamt bietet der Naturpark mit seinen über 20 Mitarbeitenden ein umfangreiches und spannendes Informations-, Sport- und Unterhaltungsprogramm für alle Altersgruppen. Aus meiner Sicht definitiv ein Gewinn für die Region und jederzeit wieder einen Besuch wert.
Der zweite Tag begann mit einem Gesprächsaustausch mit Landwirt*innen und Winzern in den Räumlichkeiten der Affentaler Winzergenossenschaft in Bühl. Nicht erst seit den Bauernprotesten zu Beginn des Jahres stehen ich und meine Kolleginnen und Kollegen in engem Austausch mit den Erzeugern aus Baden-Württemberg. Dennoch gibt es - meines Erachtens nach zurecht - nach wie vor große Kritik an den bürokratischen Hürden, die den Bäuerinnen und Bauern zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit auferlegt werden.
Im Gespräch zu bleiben und sich gegenseitig zuzuhören halte ich deshalb für sehr wichtig, gerade in dieser angespannten Zeit.
Trotz des aktuell recht hohen hohen Stechmückenaufkommens wagten wir uns im Anschluss zum Abschluss des Vorortbesuches in den Baden-Badener Stadtwald. Hier erfuhren wir bei einer kleinen Spazierrunde von Forstamtsleiter Thomas Hauck und Clemens Erbacher, Forstamtsleiter Bühl, Interessantes über die Herausforderungen, aber auch Errungenschaften eines von der öffentlichen Hand verwalteten Waldes. Vieles läuft an diesem friedlichen Ort schon sehr gut: wirtschaftliche Waldnutzung und Erhaltungsmaßnahmen gehen Hand in Hand. Spannend war für mich, wie der Wald Stück für Stück umgebaut wird, um mehr Vielfalt und robustere Arten anzupflanzen, wie beispielsweise Eichen. Gleichzeitig versucht man, die Wege auch für Starkregen fit zu machen, indem kleine Kanäle verlegt werden, die das Wasser im Wald verteilen.
Forstamtsleiter Thomas Hauck:
"Wir versuchen, nicht gegen die Natur zu arbeiten, sondern mit ihr. Das Wasser darf kommen und seinen Weg finden. Wir versuchen, Totholz zu erhalten, aber gleichzeitig sind wir auch pragmatisch und fällen Bäume, wo sie anderen den Platz zum Leben nehmen."
Ein durch und durch interessanter Vorortbesuch, bei dem ich noch viel lernen konnte, mit gutem Austausch, leckerem Essen und spannenden Gespräch. Danke, lieber Hans-Peter Behrens und Team für die Organisation.